Landschaftspark contra Bauvorhaben

- Bereits realisierte Bauvorhaben
- Angeblicher Wohnbedarf
- 1.000 Wohneinheiten im Grünen?

- Fazit
- Im Visier der Investoren   

 

 

Bereits realisierte Bauvorhaben     

Es reicht! Keine weiteren Bauvorhaben! Der Krefelder Westen hat bereits massiv unter dem Expansions- und Besiedelungsdruck zu leiden!

 

In der näheren Umgebung des Landschaftsparks sind in den vergangenen Jahren mehrere große Bauvorhaben realisiert worden. Weitere Vorhaben sind in Planung. Die Initiative hierzu geht von privaten Investoren aus. Sie planen Bauten, die eine Kette von Umzügen, Umbauten, Mieterhöhungen usw. dort hinterlassen, wo die neuen Bewohner wegziehen. Für die daraus entstehenden Folgen müssen die Investoren nicht einstehen. Die mangelnde soziale und ökologische Verträglichkeit der Vorhaben wird nicht genügend gewürdigt.

 

Wir fordern einen sofortigen Stopp für weitere großflächige Neubauvorhaben im Krefelder Westen! Ein Bedarf für solche überdimensionierten Vorhaben besteht nicht. Wenn ein Bedarf besteht, dann kann er durch behutsame und schonende Eingriffe in die vorhandene bauliche Substanz befriedigt werden. Hier sind Verkehrs- und Versorgungsinfrastruktur oft bereits vorhanden, der Flächenverbrauch ist gering, die Auswirkungen auf das innerstädtische Klima sind beherrschbar. Die von neuer Bebauung freigehaltenen Flächen kommen allen zugute!

 

 

Neue Wohngebiete im Westen

Seit den 90er Jahren ist das Stadtgebiet non Krefeld im Westen enorm erweitert und verdichtet worden. Siedlungen wie Schicksbaum oder Süchtelner Feld wurden in Frischluftschneisen und Kaltluftentstehungsgebieten errichtet. Weitere Wohngebiete sind bereits im Flächennutzungsplan ausgewiesen, obwohl diese den Empfehlungen der gesamtstädtischen Klimaanalyse von 2003 entgegen läuft, wie z.B. die geplante Erweiterung Schicksbaum Nord.

 

Bedeutung für Krefeld

  • Die bestehende Infrastruktur wurde diesem Bevölkerungszuwachs nicht angepasst.
  • Die Zahl der Menschen, die den Freiraum als Naherholungsgebiet nutzen, ist also in den letzten Jahren enorm gestiegen und wird weiter steigen.

Forderungen von „FreiraumNordWest e.V.“

  • Erhalt der Freiflächen zwischen der Horkesgath, Ottostraße und der Peter-Lauten-Straße als Naherholungsgebiet für die bereits vorhandene Bevölkerung.
  • Wiederaufnahme des bestehenden, im Flächennutzungs- und Landschaftsplan der Stadt Krefeld festgelegen Konzeptes zur Errichtung eines Landschaftsparks im Westen

Wohngebiete

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Angeblicher Wohnbedarf

Steht ein Landschaftspark dem Bau fehlender Wohnungen entgegen? Zum Problem des Bedarfs an Neubau von Wohnungen

 

Der Regionalrat hat erklärt, daß in Krefeld bis 2040 angeblich über 9.000 Wohnungen fehlen werden. Deswegen müssten bei uns an der Ottostr. über 1.000 neue Wohnungen entstehen. Wir haben diese Berechnungen kritisch überprüft und führen folgende Gegenargumente ins Feld:

  • Die Annahmen über den Zuzug von Bürgern, vornehmlich aus Düsseldorf, sind weit überhöht und inzwischen auch korrigiert.
  • Die Ausschöpfung derzeit bereits ausgewiesener Neubauflächen würde ausreichen, um den Bedarf an neuen Wohneinheiten zu befriedigen.
  • Ältere Menschen suchen nach passenden Wohnmöglichkeiten. Sie wohnen häufig in für sie zu großen und nicht bedarfsgerechten Wohnungen. Wenn man ihnen attraktive und bezahlbare Angebote unterbreitet, dann würden ihre Häuser für junge Familien in Frage kommen.
    Wird diese Chance auf Generationengerechtigkeit genutzt, dann würde dies den Neubau von fast 2.000 Einfamilienhäusern erübrigen.
  • Der Leerstand von Wohnungen ist in Krefeld für jeden sichtbar ein großes Problem. Die Stadt müsste ihre Möglichkeiten der Einflussnahme und Gestaltung besser und konsequenter nutzen. Dann könnte der Boden, ein knappes und wertvolles Gut, viel besser genutzt werden. Dann könnte der Leerstand beseitigt werden. Dann könnten in der Stadt attraktive Wohnungen gebaut werden, die bezahlbar sind, die keine wertvollen Flächen verbrauchen und die Ökologie nicht noch weiter aus dem Gleichgewicht bringen!
  • In Krefeld fehlen vor allem bezahlbare Wohnungen, die auch für Bezieher kleiner und mittlerer Einkommen erschwinglich sind (Rentner, Alleinerziehende, Studenten, Geringverdiener). Denen helfen keine luxuriösen Vorhaben von Investoren, die nur auf ihre Rendite schauen. Hier ist die Stadt gefragt (Wohnstätte). Hier sind neue Ideen gefragt (Genossenschaften, Zusammenschlüsse von Mietern).

 

1.000 Wohneinheiten im Grünen?

Trotz allem: Noch einmal 1.000 Wohneinheiten auf der grünen Wiese sollen her!

Im Juni 2019 legte die Bezirksregierung Düsseldorf den Entwurf zu einer Änderung des Regionalplans Düsseldorf vor. Ihm lag die Annahme zugrunde, daß zukünftig ein wesentlich größerer Bedarf an neuen Wohneinheiten entstehen würde als bislang angenommen. Das erwartete Bevölkerungswachstum verdanke sich Zuzügen durch Wanderungsbewegungen und Umzügen wegen fehlenden Wohnraums, vor allem in Düsseldorf. Daraufhin wurden neue Allgemeine Siedlungsbereiche ausgewählt, teils unter der Bedingung, dass bestimmte Infrastrukturen erst erstellt werden müssten.

Die in Frage kommenden Flächen wurden in Steckbriefen dargestellt und bewertet. Eine dieser Flächen ist KR_01 (Am Obergplatz/Ottostr.). Sie umfasst 30,5 Hektar. Sie deckt sich mit unserem als künftigem Landschaftspark vorgesehenen Gebiet. Die angebliche besondere Eignung dieser Fläche als Siedlungsbereich liegt in ihrer Verkehrserschließung, insbesondere durch den geplanten Neubau einer Regionalbahn-Haltestelle Obergplatz, und in ihrer zügigen Verfügbarkeit durch unkomplizierte Eigentumsverhältnisse. Auf insgesamt 24 Hektar sollen 1.080 neue Wohneinheiten entstehen. Selbst der Steckbrief muss aber zugeben, dass die ökologische Verträglichkeit gering und die Umweltauswirkungen erheblich sind.

Bis zum September 2019 konnten hierzu Einwände vorgebracht werden. Gegen diese Planung regte sich erheblicher Widerstand in der Bevölkerung, in Vereinen und Initiativen, insbesondere im Bürgerverein Grönland und in der Initiative Freiraum NordWest. Es gelang, in wenigen Wochen eine Unterschriftensammlung durchzuführen, mit dem Ergebnis, dass der Bezirksregierung und dem Krefelder Oberbürgermeister Meyer Listen mit über 3.500 Unterschriften übergeben werden konnten.

Unsere ausführlichen kritischen Einwendungen wurden mit dürren Floskeln beiseitegeschoben, um dem vorgegebenen Ziel, um jeden Preis zusätzliche Neubaugebiete auszuweisen, nachzukommen. Auch ein Beschluss des Rats der Stadt Krefeld im September 2019, keine neuen Wohnbaugebiete mehr auszuweisen, wurde ignoriert.

Im November 2019 wurde die Fläche, nun betitelt als Sondierungsgebiet für einen Bedingten Allgemeinen Siedlungsbereich, in den Entwurf für den neuen Regionalplan aufgenommen. Im Juni 2020 wurde der neue Regionalplan im Regionalrat – übrigens mit den Stimmen der Krefelder Ratsmitglieder – verabschiedet.

Die Auseinandersetzung hat damit aber erst begonnen. Pläne, die sich mehr durch Sturheit und Uneinsichtigkeit als durch Klugheit und Umsicht auszeichnen, können von einer engagierten und sachkundigen Bürgerschaft selbstverständlich zu Fall gebracht werden.

 

 

Fazit

  1. Die Heranziehung der Fläche KR_01 (Am Obergplatz/Ottostraße) für eine Neubebauung ist nicht erforderlich – ganz abgesehen davon, daß es ökologisch verantwortungslos wäre, dies zu tun.
  2. Die einseitig auf Erschließung neuer Flächen ausgerichtete Sichtweise in der Begründung für die Änderung des Regionalplans ist nicht zukunfts-fähig. Sie ist sinnvollerweise im weiteren Verfahren von einer Sichtweise abzulösen, welche der sozial- und umweltadäquaten Optimierung des Bestandes Priorität einräumt. Es kommt dabei unweigerlich zu Zielkonflikten:
  • Bewohner der Verdichtungsgebiete sind aus gutem Grund gegen weitere Verdichtung, da die infrastrukturellen Ausstattungsmängel der Innenstädte sich ohne flankierende Maßnahmen verschärfen würden.
  • Die Optimierung des Bestandes birgt ein (bei entsprechender Planung sehr wohl vermeidbares) Risiko neuer und zusätzlicher Belastungen. Daher sind bereits entwickelte umweltschonende Vorgehensweisen angemessen zu berücksichtigen.

Die Lösung dieser Zielkonflikte und nicht die einseitige Ausweisung unbebauter Flächen ist daher die nächste und vordringliche Aufgabe der

Regionalplanung!

 

Im Visier der Investoren

 

Das Gebiet unseres Landschaftsparks war bis zur Änderung des Regionalplans 2019 als Landschafts- und Wasserschutzgebiet ausgewiesen. Nun hat es den Status Sondierungsbereich für einen Bedingten Allgemeinen Siedlungsbereich. Das bedeutet, eine Planung, welche eine Wohnbebauung ausschließt, ist ohne erneute Änderung des Regionalplans nicht mehr möglich.

 

Den möglichen Investoren „Stadtwald Wohnungsbau“ (Geschäftsführer Peter Kahstein/Klaus Reiners) hat die Rheinische Post üppigen Raum für die Darlegung ihrer Pläne zur Verfügung gestellt. Die Investoren sind seit mindestens vier Jahren mit der Stadt im Gespräch. Noch 2017 wurden ihre Pläne von der Stadt abgelehnt mit der Begründung, für deren Realisierung sei eine Änderung des Regionalplans vonnöten (RP 13.07.2018). Wie wusste die Rheinische Post: „In Krefelds Innenstadt wird nur wenig investiert. Der Grund liegt schlicht darin, dass man mit Wohnraum in der City zu wenig Geld verdient.“ (RP 31.08.2019).

 

Die Planänderung ist ein vorläufiger Teilerfolg für Investoren. Die Zusage der Deutschen Bahn, im Zuge ihres Investitionsprogramms einen Haltepunkt Obergplatz zu errichten, macht die Fläche auch für sie attraktiv. Der Haltepunkt ist allerdings auch ohne zusätzliche Bebauung sinnvoll und notwendig. Er wird seit etlichen Jahren gefordert und seit etlichen Jahren wird zugesagt, ihn zu bauen.

 

Für das Gebiet der Kaserne an der Kempener Allee ist der Bebauungsplan 737 aufgestellt. Es sind 490 Wohneinheiten mit 60.000 qm Wohnfläche sowie 25.000 qm Gewerbefläche geplant. Das Projektvolumen beträgt ca. 150 Mio. €. Der derzeitige ukrainische Investor Fuchsmann versucht das Gelände wieder zu verkaufen. Es wird ein Verkaufsmodell bevorzugt, bei dem der Erwerber die Grunderwerbssteuer spart (WZ vom 19.11.2018). Wir können also sehen, was uns auch blühen kann!